Georg-Meistermann-Preis 2006

Georg-Meistermann-Preis 2006

Christina Rau nimmt Georg-Meistermann-Preis entgegen

Preisverleihung der Stiftung Stadt Wittlich in der Synagoge

Der Georg-Meistermann-Preis der Stiftung Stadt Wittlich wurde am 16. Juni 2006 an Bundespräsident a.D. Dr. Johannes Rau verliehen. In einer Feierstunde in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge nahm Christina Rau den Preis für ihren verstorbenen Mann entgegen. Vorstandsvorsitzender Ralf Bußmer und Dr. Hans Friderichs, der Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung, würdigten in ihren Ansprachen den ersten Preisträger Johannes Rau und den Künstler Georg Meistermann.

In der gut besuchten Synagoge begrüßte Bürgermeister Ralf Bußmer zahlreiche geladene Gäste, darunter den Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Dr. Josef Peter Mertes und Landrätin Beate Läsch-Weber sowie Abgeordnete des Bundes- und des Landtages, Ratsmitglieder und die Mitglieder der Stiftungsgremien. Besonders begrüßte er als Vertreter der Familie Meistermann dessen Schwiegersohn Heribert Calleen und Kulturamtsleiter Dr. Justinus Maria Calleen. Sein besonderes Willkommen galt Frau Christina Rau, die aus Anlass der Verleihung des Preises nach Wittlich gekommen war. Nach einem Überblick über die Stiftung Stadt Wittlich ging er auf die Verbindung von Georg Meistermann zur Stadt Wittlich ein. Über viele Jahre sei hier eine Beziehung gewachsen, die ausgehend von Stadtbürgermeister Matthias Joseph Mehs bis zur  Gründung des Meistermann-Museums durch Altbürgermeister Helmut Hagedorn reiche. Der Stiftung Stadt Wittlich habe Georg Meistermann eine Teil seines Nachlasses vermacht, der im Alten Rathaus in einer Dauerausstellung zu sehen ist. Bußmer erinnerte an die vielen Glasfenster von Meistermann in Gebäuden in der Stadt.

Meistermann war der Überzeugung, dass der Mensch zur Pflege und Förderung der Kultur verpflichtet ist und er ohne sie verwahrlost: Der Mensch werde dann  kein Tier, sondern schlimmer noch, ein Barbar, denn Tiere kennen immerhin noch die sozialen Regeln des Miteinanders in der Gemeinschaft. Nach seiner Meinung bieten die positiven Kräfte der Künste den besten Schutz und die höchste Immunisierung gegen Gewalt und geistige Verwahrlosung. „In diesem Sinne und mit den gerade zitierten Worten von Meistermann wünsche ich uns intensive Begegnungen und erkenntnisreiche Offenbarungen mit den „Bewegungen des Geistes“, mit den „Bewegungen“ der Kunst und Kultur. Möge der Georg-Meistermann-Preis der Stiftung Stadt Wittlich uns auf diesem Weg ein anspornendes Vorbild sein“, so Ralf Bußmer.

Dr. Hans Friderichs begründete in seiner Laudatio die Entscheidung der Stiftung, den ersten Georg-Meistermann-Preis an Johannes Rau zu verleihen. Er würdigte das unterschiedliche Wirken der beiden bedeutenden Deutschen Georg Meistermann und Johannes Rau. Er schilderte Johannes Rau als geschickten und prinzipientreuen Politiker, der stets die Nähe zum Bürger suchte. Für ihn sei es ein Gebot der politischen Vernunft gewesen, Politik für die Menschen zu machen. Rau warb immer für ein Zusammenleben von Deutschen und Ausländern „ohne Angst und Träumereien“. Friderichs zitierte aus Raus Rede vom 9. November 2003 zur Grundsteinlegung der neuen Münchener Synagoge: „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass niemand in Deutschland Angst haben muss, ganz gleich wie er aussieht, ganz gleich wo er herkommt, ganz gleich was sein Glaube ist, ganz gleich wie stark oder wie schwach, wie gesund oder krank er ist, lassen Sie uns gemeinsam für ein Deutschland sorgen, in dem man … ohne Angst verschieden sein kann.“

Vorstandsvorsitzender Ralf Bußmer und Dr. Hans Friderichs händigten Frau Christina Rau die Urkunde und einen symbolischen Scheck über 10.000 Euro aus. Die Bronzeplakette mit dem Meistermann-Porträt wird nach der Fertigstellung nachgereicht. Nach dem Willen von Frau Rau wird das Preisgeld dem Künstlerdorf Schöppingen zugute kommen. Sie bedankte sich für die Verleihung des Preises an ihren Mann und berichtete von der Bekanntschaft zwischen dem Künstler und Johannes Rau. Anschließend trug sich Frau Rau in das Goldene Buch der Stadt Wittlich ein.

Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung in der Synagoge von Anne Kaftan und Sebastian Herzfeld, die mit hervorragend dargebotenen und gelungenen Eigenkompositionen die Festgäste begeisterten.