Ein Tag in Brooklyn

Ein Tag in Brooklyn New York zu Gast in Wittlich – Lebhafte Ausstellungseröffnung in der Städtischen Galerie im Alten Rathaus in Wittlich

"Jüdisches Leben gehörte und gehört seit vielen Jahrhunderten zu Wittlich“, begann Bürgermeister Joachim Rodenkirch am Sonntag, dem 1. März 2015, seine Ansprache zur Vernissage der Ausstellung „Ein Tag in Brooklyn – Fotografien von Stephen Levine“, „und so freue ich mich, diese Ausstellung jüdischen Lebens im New York von heute hier in Wittlich eröffnen zu können. In Crown Heights, einem Teil Brooklyns, gehören orthodoxe Juden zur Gesellschaft, so wie vor 1938 in Wittlich assimilierte Juden die Stadt mitgestalteten. Ihre Spuren sehen wir täglich in der Synagoge, dem jüdischen Friedhof und dem Emil-Frank-Institut.“

Die Ausstellung wurde auf Initiative des Emil-Frank-Institut vom Kulturamt der Stadt Wittlich organisiert und ausgerichtet, und beide Institutionen begleiten die Ausstellung, die bis zum 2. August 2015 im Alten Rathaus in Wittlich zu sehen sein wird, mit einem umfangreichen Rahmenprogramm.

Auf die Tradition von Fotoausstellung wies Bürgermeister Rodenkirch hin und erinnerte an die Ausstellungen von August Sander, Helmut Thewalt und Gerhard Vormwald in den letzten Jahren. Stephen Levine als Straßenfotograf steht in der Tradition eines August Sanders, Henri Cartier-Bresson, Robert Frank u.a. und freute sich in seiner kurzen Ansprache, die Möglichkeit zu haben, in einem Haus wie der Städtischen Galerie im Alten Rathaus in Wittlich nach solch‘ großen Fotografen ausstellen zu dürfen.

Zwischen Bürgermeister Rodenkirch und dem Künstler lag die Einführung in die Ausstellung durch Herrn Prof. Dr. Reinhold Bohlen, den Begründer und früheren Direktor des Emil-Frank-Instituts in Wittlich. Diese Einrichtung der Theologischen Fakultät an der Universität Trier und der Stiftung Stadt Wittlich wurde 1997 im alten Gasthaus Mehs in Wittlich begründet und widmet sich der Erforschung und Vermittlung des Judentums im Lokalbereich sowie der Pflege des jüdisch-christlichen Dialogs. Derzeit wird eine islamwissenschaftliche Abteilung aufgebaut und die Arbeit des Instituts auf den Trialog der großen monotheistischen Religionen ausgeweitet.

Auf eine Reise nach Brooklyn, dem New Yorker Stadtteil, in dem die Lubawitscher wohnen, und wo Stephen Levine geboren wurde, nahm Professor Bohlen das Publikum mit und erklärte Lebensweise und Philosophie dieser Sondergruppe chassidischer Juden. Er führte vorbei an den Synagogen und Thoraschulen, den koscheren Restaurants und Lebensmittelgeschäften, den Schulen mit ihren vielen, vielen Kindern und Spezialgeschäften für Perücken und traditionelle Bekleidung. 30.000 Lubawitscher (das Wort leitet sich von der weißrussischen Stadt Lubawitsch, wo die Bewegung ihren Ursprung hatte, ab) leben in Crown Heights, einem Teil des New Yorker Stadtteils Brooklyn und haben sich ihre eigene Welt geschaffen.

So archaisch der erste optische Eindruck dieser Gemeinschaft wirkt, so weltoffen, tolerant und gastfreundlich sind die Lubawitscher. Stephen Levine, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt und lange Jahre als erster Trompeter des Orchesters des Theaters Trier arbeitete, kam während eines Besuches seiner Heimatstadt zufällig mit einem Lubawitscher Rabbiner ins Gespräch, der ihn einlud, die festliche Einholung einer neuen Thorarolle am nächsten Tag besuchen und fotografieren zu dürfen. Levine, der die schwarz-weiße Analogfotografie präferiert, nahm 10 Filme mit, die er bereits um 11.00 morgens „verschossen“ hatte. Aber New York ist immer geöffnet und bietet alles, auch längst veraltete Technik, an, so dass der Künstler problemlos weitere Filme kaufen und einsetzen konnte. Beinahe 100 dieser Fotos zeigt die Ausstellung.

Wunderbar stimmig war die musikalische Umrahmung durch Ulrike Zavelberg (Cello) und Anne Kaftan (Saxophon und Klarinette), die Eigenkompositionen („Kaftango“) mit traditioneller jüdischer Musik kombinierten und sensibel die Stimmung der Fotos der Ausstellung in Töne zu übertragen wussten.

137 Wittlicherinnen und Wittlicher sowie viele Gäste unserer Stadt erlebten diese rundum stimmige Vernissage sowohl im Großen Sitzungssaal als auch vor der Übertragungsleinwand im Erdgeschoss des Alten Rathauses und standen nach der offiziellen Eröffnung noch lange gemeinsam vor den meisterlichen Aufnahmen Stephen Levines.


Ein Tag in Brooklyn