Erinnern an die Reichspogromnacht im November 1938


Alljährlich am 9. November versammeln sich rund 100 Personen auf dem historischen Marktplatz in Wittlich um einen auf dem Boden arrangierten beleuchteten Davidstern. So folgten auch im Jahr 2022 zahlreiche Wittlicherinnen und Wittlicher sowie Besucherinnen und Besucher der Stadt der Einladung des Kulturamtes der Stadt Wittlich, des Arbeitskreises „Jüdische Gemeinde Wittlich“ und des Emil-Frank-Instituts. Eine Stunde dauerte die schweigende Mahnwache an, unterbrochen alle 15 Minuten zur Verlesung eines Textes über Ausgrenzung und schließlich Ermordung von Minderheiten in der Vergangenheit, dem Nationalsozialismus, und der Gegenwart, der grauenhaften Gewalt gegen Asylbewerber in der Bundesrepublik Deutschlands von heute. Sowohl der Wittlicher Altbürgermeister Matthias Joseph Mehs als auch der aktuelle Bundespräsident, Frank-Walter Steinmeier, wurden zitiert.

Um 18 Uhr zogen die Menschen zur ehemaligen Synagoge, wo Bürgermeister Joachim Rodenkirch und der dritte  Beigeordnete der Stadt Wittlich, Michael Wagner, Kränze an der Gedenktafel der ermordeten Wittlicher Jüdinnen und Juden niederlegten und ein Kaddisch gesprochen wurde.

Im Gebäude wartete das Ensemble Noisten aus Wuppertal mit dem Konzert „Beethoven trifft Klezmer“ auf sein Publikum. Die vier Musiker (Klarinette, Bass bzw. Ukulele, Gitarre bzw. Mandoline und Schlagwerk) begeisterten mit ihren Kompositionen, die Klezmermusik mit Klassik, in diesem Falle Beethoven (6. Symphonie = Pastorale und 9. Symphonie = An die Freude), afrikanischen, indischen und osteuropäischen Folkloreelementen, Jazz und Westernmusik verbanden. Sehr lebendige Stücke wurden vorgetragen, aber auch Berührendes. Es gelang den Künstlern, die Lebensfreude europäischer jüdischer Gemeinden der letzten Jahrhunderte mit ihren Liedern aufzuzeigen und die integrierende Komponente der Musik darzustellen. Lang anhaltender Applaus, standig ovations dankten für die fantastische Darbietung.