Vom „Drang nach Osten“ und sozialer Gerechtigkeit


Der aus Polen stammende Schriftsteller Artur Becker las am 10. Februar 2023 in der Stadtbücherei Wittlich aus seinem Roman „Drang nach Osten“ und dem Essay „Links“ vor einem sehr interessierten Publikum. 

Der 2019 erschienene Roman beschreibt die Umwandlung eines hochherrschaftlichen Schlosses in der Nähe von Allenstein, Ostpreußen, (heute: Olsztyn) in eine Kolchose in den Jahren 1945/46 anhand der Geschichte zweier Frauen. Renata ist Polin, Irmgard Deutsche. Die beiden freunden sich an und kämpfen gemeinsam mit der Vergangenheit und der Gegenwart, den Grausamkeiten der Deutschen und der Russen, vor allem der Männer. 

In einem parallelen Erzählstrang trifft sich ein Liebespaar mittleren Alters, beide anderweitig gebunden, in der Jetztzeit heimlich in diversen Hotels. Beide sind Historiker und mit der polnisch-deutschen Geschichte sowohl privat als auch beruflich vertraut, diskutieren regelmäßig über aktuelle Fragen des Zeitgeschehens, wundern sich z.B bereits 2019 über die Naivität deutscher Politiker(innen) bezüglich der Aggressivität Putins und sehen höchste Gefahr für die Ukraine. 

Diese persönliche Weitsicht erklärte Artur Becker mit seiner großen Kenntnis Russlands und seiner Intentionen aufgrund seiner Jugend in Polen; die Naivität der deutschen, vor allem der Linken, gegenüber der russischen Ziele beschreibt er nicht nur im Roman, sondern auch in seinem Essay „Links“, in dem er die linken Bewegungen in Ost- und Westeuropa in Geschichte und Gegenwart beschreibt und Hoffnungen für die Perspektive einer sozialen Gerechtigkeit skizziert. 

Mit interessanten Fragen aus dem Publikum und einer angeregten Diskussion endete ein gelungener Abend.