Entsteint euch – Für mehr Vielfalt im (Vor-) Garten


Schottergärten sind seit geraumer Zeit in Mode und locken vor allem mit dem vermeintlichen Vorteil pflegeleicht zu sein und wenig Arbeit zu erfordern.

Trugschluss „Pflegeleicht“

Schottergärten bestehen in Normalfall aus Schotter oder Kies und einem darunter liegenden Unkrautvlies, welches ein Durchwachsen von „Unkraut“ verhindern soll. Pflanzen sind nicht oder nur in sehr geringer Stückzahl gepflanzt. Das Unkrautvlies und der Schotter sorgen zwar anfänglich dafür, dass kaum Unkraut wachsen kann, allerdings ist diese „Freude“ nicht von langer Dauer. Nach und nach vermoost der Kies, an Rändern, Ritzen und auch mitten im Schotter sprießt das unerwünschte Grün. Im Gegensatz zu herkömmlichen Beeten, wo Unkräuter einfach (besonders, nachdem es geregnet hat) herausgezogen werden können, fällt es zwischen den Steinen und womöglich noch verwachsen mit dem Vlies hier deutlich schwerer. Moos- und Grünbelag müssen mit dem Hochdruckreiniger – oder mit der „Chemiekeule“ – entfernt werden. Auch die gefallenen Blätter im Herbst müssen abgesammelt werden, um einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen.

Ökologisch wertlos – der Backofen vor der Haustür

Da keine schützende Vegetationsdecke vorhanden ist, welche Feuchtigkeit im Boden halten kann, ist dieser darunter oft verhärtet und trocken. Speziell dunkle Steinarten heizen sich in der Sommersonne extrem auf und sorgen dafür, dass sich dort kaum Lebensraum für Insekten und damit Futterquellen für Vögel und andere Tiere bilden können. Zudem sorgt es für ein deutlich heißeres Mikroklima um das Haus herum, sodass auch der Mensch vor einer größeren Hitzebelastung steht, welche einfach zu vermeiden ist.

Alternative: Pflegeleichtes Grün

Doch wie sieht eine ökologische und zugleich pflegeleichte Gartengestaltung aus? Vorweg gilt zu beachten: Einen Garten, der überhaupt gar keine Arbeit erfordert gibt es schlichtweg einfach nicht. Wer den Aufwand in Grenzen halten möchte, sollte bei der Bepflanzung auf sogenannte Bodendecker setzen. Diese wachsen flächig und bedecken, wie es der Name schon sagt, den Boden mit der Zeit großflächig. Dies hat den Vorteil, dass bei geschlossenen Vegetationsdecken das Unkraut kaum Chancen hat sich zu entfalten - Teppich-Knöterich ist hierfür eine sehr gute Variante. In Kombination mit alljährlich blühenden, winterharten Pflanzen wie Grasnelke, Sternmoos, Blaukissen oder Waldmeister lässt sich zugleich Farbe mit in den Garten bringen. Unbepflanzte Bereiche unter und um die Pflanzen herum empfehlen sich mit Rindenmulch zu bedecken. Dieser sorgt ebenso wie das Unkrautvlies dafür, dass Unkraut weniger schnell Fuß fassen kann. Obendrein schützt es den Boden vom Austrocknen, das es die Verdunstung minimiert, schafft Lebensraum für Insekten und sorgt stetig für eine humushaltige Oberschicht des Bodens. Aufgetragen in Schichten von ca. 10 Zentimetern muss dieser alle paar Jahre ersetzt werden, wenn die Schicht zu dünn geworden ist. Hecken und Bäume können zudem für eine effektive Verschattung und Kühlung im Sommer sorgen und müssen (wenn überhaupt) nur einmal im Jahr zurückgeschnitten werden und stellen besonders für Vögel einen sehr wichtigen Lebensraum dar.

Mit diesem minimalen Aufwand lässt sich um das Haus herum ein wesentlich angenehmeres Mikroklima schaffen, indem sich zugleich die immer bedrohter werdenden Bienen und bestäubenden Insekten wohl fühlen, welche für die Aufrechterhaltung unseres Ökosystems unerlässlich sind. Letztendlich kann sich jede/r selber fragen: Will ich bei immer heißer werdenden Sommern eine aufgeheizte Steinwüste vor dem Haus, oder doch lieber einen Garten, der bunt ist, Schatten spendet und mit Leben gefüllt ist?